Verständnis von Familie und Familienbildung
>> Familienpolitische Orientierung>> Familien stärken
Familienpolitische Orientierung
Nach dem Verständnis des Projekt-Teams ergänzt Familienbildung die politischen Maßnahmen der Familienförderung wie finanzielle Transferleistungen, Ausbau von Kindertagesbetreuung und der Ganztagsschulen, die Familien bei der Bewältigung ihrer vielfältigen Aufgaben und Verantwortungen unterstützen.
Das Projektteam nimmt bei seinen Aktivitäten Bezug auf aktuelle familienpolitische Themen. Dem liegt eine aufmerksame Betrachtung der gesellschaftlichen Lebensbedingungen von Familien zugrunde:Familie ist einerseits eine sehr private Institution, andererseits erfüllen Familien bedeutende gesellschaftliche Aufgaben. Familie erbringt eine Vielfalt wichtiger Bildungs-, Erziehungs-, Pflege- und Unterstützungsleistungen sowie emotionale Zuwendung für einander. Familien sind der wichtigste Ort zur Vermittlung von Werten, Kultur, Einstellungen und Verhaltensmustern und damit die entscheidende Säule menschlicher Beziehungen.
Gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Veränderungen wirken sich auf Familie als Ganzes sowie auf ihre Mitglieder - Frauen und Männer, Mädchen und Jungen – aus.
- Die familialen Lebensformen werden vielgestaltiger. Die Vorstellung eines einheitlichen Familienleitbildes entspricht nicht den gegebenen Familienrealitäten.
- Die Lebenssituationen von Kindern und Jugendlichen sind von den familialen Veränderungen stark betroffen (Trennung, Scheidung, neue Partnerschaften der Eltern).
- Die Lebenskonzepte von Männern und Frauen orientieren sich zunehmend an Gleichberechtigung und an einer Erwerbstätigkeit auf Dauer. Dies führt zu Veränderungen traditioneller Geschlechterrollen und neuen Anforderungen an die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
- Die Realitäten der Arbeitswelt (z.B. Mobilität und Flexibilisierung, lebenslanges Lernen) stellen gerade Familien vor besondere Herausforderungen.
- Die Veränderungen in den Familienformen und -beziehungen gehen einher mit einem Rückgang der Bindungen und Orientierungen an weltanschauliche und religiöse Wertesysteme.
- Die zunehmende Nutzung von Kommunikations- und Medientechnologien verändert den familialen Alltag.
- Der Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen ist in Deutschland nach wie vor in hohem Maße abhängig vom sozialen und familialen Sozialisationsumfeld.
- (Dauer-)Erwerbslosigkeit, niedrige Einkommen und das damit verbundene Armutsrisiko treffen Familien in besonderem Maße.
- Die Zuwanderung von Menschen aus anderen Kulturkreisen beeinflusst die gesellschaftliche Realität von Familien in Deutschland nachhaltig.
- Die demographische Entwicklung führt zu Veränderungen im Generationenverhältnis und in den sozialpolitischen Rahmenbedingungen.
In den neuen Bundesländern wirken sich die strukturellen und gesellschaftlichen Wandlungsprozesse verstärkt auf die Lebenslagen von Familien aus.
Bei ihren Initiativen und Beratungsansätzen auf Träger- und Verwaltungsebene haben die Projektmitarbeiter/innen grundsätzlich die Stärkung von Familien zum Ziel. Folgendes Familienbildungsverständnis bildet die Grundlage der Projektarbeit:
Familienbildung arbeitet darauf hin, insbesondere die erzieherischen Kompetenzen und Ressourcen von Familie als Ganzes und die ihrer Mitglieder zu stärken. Familienbildung orientiert sich an den Interessen, Erfahrungen und Bedarfen von Familien in unterschiedlichen Lebenslagen. Bildungsangebote tragen insbesondere dazu bei,
- über Entwicklungs- und Erziehungsthemen zu informieren
- dass Eltern und andere Erziehungsberechtigte ihre Erziehungsverantwortung besser wahrnehmen können
- junge Menschen auf Partnerschaft und das Zusammenleben mit Kindern vorzubereiten
- Wege aufzuzeigen, wie man Konflikten vorbeugen und wie Konfliktsituationen in der Familie positiv gelöst werden können
- Partizipation und Selbsthilfepotentiale zu stärken
- Familien in die Lage zu versetzen und zu bestärken, ihre Interessen aktiv zu vertreten und sich politisch zu engagieren
- Gesundheitsbewusstsein zu fördern
- Integration zu unterstützen
- den Dialog und die Solidarität zwischen den Generationen zu bekräftigen
- familienrechtliche Bestimmungen und Leistungen bekannt zu machen und
- Angebote der Familienfreizeit und –erholung ein zu beziehen.
Durch den § 16 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (KJHG) wurde Familienbildung zum Auftrag der Jugendhilfepraxis: Jugendhilfe soll Familien und deren soziales Umfeld in ihre Arbeit einbeziehen. Die Sicherstellung eines bedarfsgerechten Familienbildungsangebotes erfordert eine Verankerung der Familienbildung in den Gremien der Jugendhilfe sowie ihre Einbindung in die Jugendhilfe- und Sozialraumplanung.
Investitionen in und Engagement für Konzepte der Familienbildung tragen dazu bei, Familien zu stärken sowie Regionen familienfreundlicher und für Familien attraktiver zu gestalten.
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